Mi 29.3. 15-16.30h
Spiegelverkehrt - Führung durch die Ausstellung
Dorle Schimmer führt uns durch Ihre Ausstellung.
Angefangen hat alles mit dem Abzeichnen von Pressefotos: Politiker, Stadtlandschaften, Kriegsschauplätze, die für den öffentlichen Blick bestimmte Geste. Diese Zeichnungen sind in Tagebücher integriert. Die persönliche Chronik
entsteht in Spiegelschrift.
Immer offensichtlicher ist während dieser 2008 begonnenen Prozesse geworden, dass die Krawatten- und Uniformträger auf fast allen Fotos erscheinen und die Zeichnungen haben sich zu einer kritischen Interpretation der unterschiedlichen Darstellung von Männern und Frauen in den Medien entwickelt. Die beiden Begriffe das Öffentliche und das Private scheinen sich gegenseitig auszuschließen. Wozu dient die Maske, wenn nicht der Vermummung, dem Verbergen des Intimen? Wozu dienen die Krawatten, wenn nicht dem Hinweis auf Ungleichheit, dem Zweck, Überlegenheit zu markieren, sich von der eigenen Nacktheit zu distanzieren; man versteckt sich hinterm Tüchtigsein, das Bewundertwerdenwollen steht im Vordergrund. Die Trennung des Öffentlichen und des Privaten wurzelt auch in dem Bestreben, dass die Geschlechter voneinander getrennt agieren, es hat das Verbannen der Frauen an Heim und Herd erleichtert: Frauen gehören ins private Leben. Wo es um Kriege und Siege geht, sind Gefühle, die Erkenntnis unserer Verwundbarkeit, fehl am Platz.
Das Öffentliche unter Ausschluss des Privaten bedeutet eine Illusion, man verbindet mit diesem Konzept irrtümlicherweise Begriffe wie Würde und Respekt. Ohne Bewusstwerdung dieser Prozesse können wir uns dem Sog der Medien nicht entziehen, nicht dagegen kämpfen, dass das öffentliche Bild der Realität, andere, eigene Formen die Wirklichkeit zu betrachten, manipuliert.
Weitere Informationen zur Ausstellung und Künstlerin finden Sie hier: http://www1.ids-mannheim.de/index.php?id=4323